Auf der gmec, dem globalen maritimen Umweltkongress (gmec) während der SMM in Hamburg, diskutierten hochkarätige Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, wie die globale Schifffahrtsindustrie die Umweltziele der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) erreichen und gleichzeitig ihre Dienste zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten kann.
"Wir stehen am Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte der Schifffahrt", sagte Tian-Bing Huang, stellvertretender Direktor der Abteilung für Meeresumwelt bei der IMO, in seiner Eröffnungsrede.
Es steht außer Frage, dass die Schifffahrtsbranche vor großen Herausforderungen steht, wie auf der gmec, die dieses Jahr zum fünften Mal stattfand, deutlich wurde. Ein Hauptanliegen ist die so genannte Schwefelkappe der IMO, die besagt, dass Schiffskraftstoffe ab dem 1. Januar 2020 nicht mehr als 0,5 Prozent Schwefel enthalten dürfen. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Branche ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 - trotz eines weltweit wachsenden Handelsvolumens - halbieren wird.
In drei verschiedenen Podiumsdiskussionen referierten renommierte Referenten über die Themen "Vorbereitung auf die Ballastwasserbehandlung", "Umgang mit den ökologischen Herausforderungen der Zukunft" und "Die Passagierschifffahrt als Umweltpionier". Das Fazit: Die Ziele sind gleichzeitig Herausforderung und Chance.
Treibhausgase: Die Suche nach Lösungen
"Unser Bestreben in dieser Podiumsdiskussion ist nichts weniger als die Lösung eines der größten Probleme der Menschheit - und 90 Minuten sind die einzige Zeit, die wir dafür benötigen", sagte Teus van Beek, General Manager Market Innovation, Wärtsilä Marine Solutions, in seine Einführung. Zu seinen Gesprächspartnern in der Diskussion über den Klimaschutzplan der IMO und deren Konsequenzen gehörten ua Kapitän Wolfram Guntermann, Leiter Umweltmanagement, Hapag-Lloyd AG; Katharine Palmer, Global Sustainability Managerin, Lloyd's Register; Jan-Olaf Probst, Geschäftsdirektor Containerschiffe, DNV GL - Maritime; Dr.-Ing. Gerd Würsig, Geschäftsdirektor Alternative Kraftstoffe, DNV GL - Maritime; und Helge Bartels, Geschäftsführer, Zeaborn Ship Management.
Der Versand ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel von heute. Der Anteil der Seeschifffahrt an den weltweiten CO2-Emissionen liegt derzeit bei 2,2 Prozent, was in etwa den Treibhausgasemissionen Deutschlands pro Jahr entspricht. Prognosen zufolge wird dieser Anteil in den kommenden Jahren jedoch deutlich zunehmen. Deshalb werden dringend Lösungen benötigt. "Eine der Lösungen könnte Flüssigerdgas (LNG) sein. Es fehlt uns jedoch noch an einer funktionierenden Infrastruktur, um LNG direkt an das Schiff zu liefern", kritisierte DNV-GL-Probst.
Bei den Reedern bedeuten die strengeren Emissionsgrenzwerte nicht nur enorme Mehrkosten für Filtertechnologien, sondern bedeuten auch, dass mittelfristig auf alternative Antriebstechnologien umgestellt werden muss. "Es gibt nichts, was wir tun können, um immense Kapitalinvestitionen zu vermeiden. Aber ein Blick in den Rückspiegel sollte uns beruhigen, dass wir immer eine innovative Branche waren und diese Herausforderung auch meistern werden", sagte Helge Bartels von der Reederei Zeaborn.
Die Diskussion befasste sich auch mit den Auswirkungen von Slow Steaming sowie den Möglichkeiten, die der Digitalisierung innewohnen, zum Beispiel der Verknüpfung von intelligenten Schiffen und intelligenten Häfen.
Ballastwasser: Unterstützung ist erforderlich
Ein weiteres Kernthema der Konferenz war das Ballastwassermanagement. Rund ein Jahr nach Inkrafttreten der Ballastwasserkonvention haben die Experten von gmec Bilanz gezogen. Die Diskussionsrunde unter der Leitung von Sahan Abeysekara, Technologieführer für Ballastwassermanagement bei Lloyd's Register, beinhaltete Hauptredner Huang sowie Capt. Sean T. Brady, Kommandant, US Coast Guard Office für Betriebs- und Umweltstandards; Debra DiCianna, leitender Compliance-Ingenieur, Choice Ballast Solutions; Stamatis Fradelos, Direktor Geschäftsentwicklung, ABS; und Tim Wilkins, Umweltdirektor bei Intertanko.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass es für alle Schiffe kein einheitliches System gibt, sondern dass sich die Palette der verfügbaren Systeme erheblich weiterentwickelt hat. Es ist wichtig, dass Reeder mehr Unterstützung erhalten, wenn sie die richtigen Systeme auswählen und betreiben. "Es gibt eine Vielzahl kleiner Details, die es zu berücksichtigen gilt. So ist es beispielsweise wichtig, die Details in den Typzulassungszertifikaten für das Ballastwasser-Managementsystem (BWMS) zu verstehen", sagt BWM-Experte DiCianna.
"Es ist wichtig, dass Informationen ausgetauscht werden, um die technischen und regulatorischen Probleme zu bewältigen, denen die Industrie täglich begegnet", sagte Wilkins.
Passagierschiffe: Ein Beispiel geben
Das Passagierschiffsegment ist führend im Umweltschutz. Unter dem Vorsitz von Andreas Chrysostomou, Chief Strategy Officer, Tototheo Maritime;, Lex Nijsen, VP Head of Four-Stroke Marine, MAN Energy Solutions; Jan-Erik Räsänen, Leiter Neue Technologie, Vorschiff; Rolf Sandvik, CEO, The Fjords; Bud Darr, EVP Meerespolitik und Regierungsangelegenheiten, MSC Group; und Tom Strang, SVP Maritime Affairs, Carnival Maritime und Vorsitzender des CLIA Europe-Komitees für Umwelt und Sicherheit, diskutierten aktuelle und zukünftige Herausforderungen.
"Wir stehen vor einer unglaublich großen Aufgabe, und ich habe keine Ahnung, wie wir sie lösen werden. Niemand weiß es. Aber in dieser Situation kann sich eine Industrie selbst übertreffen. Das Wichtigste ist, dass wir uns damit befassen Jetzt, und dass wir es gemeinsam tun ", warnte MSC-CEO Bud Darr und ermutigte die Branche, zusammen zu stehen.
Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels: Zahlreiche Fähren fahren mit Hybridantrieb, und viele Schiffe nutzen Landstrom während des Anlegens oder LNG-Schuten, um den Strom zu liefern, den sie während ihres Hafens benötigen. In wenigen Wochen wird AIDAnova als weltweit erstes Kreuzfahrtschiff mit LNG in Betrieb gehen und viele weitere LNG-betriebene Kreuzfahrtschiffe sind in Betrieb.
Ein weiteres Highlight wurde von Sandvik präsentiert. Seine Firma The Fjords hat ein Passagierschiff für 400 Personen entwickelt, das sauber, effizient und leise ist - das ideale Design für die unberührten Gewässer der norwegischen Fjorde.
Die gmec 2018 Konferenz präsentierte dem Publikum eine Experteneinschätzung der aktuellen Situation sowie den Eindruck, dass die maritime Gemeinschaft aktiv werden kann. Klima und Umweltschutz gehören auch in diesem Jahr zu den Themen der diesjährigen SMM, insbesondere in der ausschließlich Green Propulsion gewidmeten Halle A5. Darüber hinaus führt der "Grüne Weg" die Besucher zu den Ständen der Aussteller, die umweltfreundliche Technologien präsentieren.